Mittwoch, 25. Juli 2012

Deutscher Geheimdienst: „Al Qaida“ ist überall in Syrien


John Rosenthal
24. Juli 2012

Der deutsche Geheimdienst schätzt, dass „etwa 90“ Terrorangriffe „den Organisationen zugeordnet werden können, die Al Qaida oder Jihadisten-Gruppen nahestehen, und die zwischen Ende Dezember und Anfang Juli in Syrien durchgeführt wurden. Das berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und es wurde von der deutschen Regierung in einer parlamentarische Fragestunde enthüllt.
In der Antwort auf eben diese Frage gab die deutsche Regierung auch zu, verschiedene Berichte vom deutschen Auslandsgeheimdienst (BND) erhalten zu haben über das Massaker vom 25. Mai in der syrischen Stadt Hula. Aber es wurde angemerkt, dass der Inhalt dieser Berichte „aus Gründen nationaler Sicherheit“ geheim gehalten werden müsse. Wie viele andere westliche Regierungen hat Deutschland Syriens Botschafter direkt nach dem Massaker ausgewiesen und hat die syrische Regierung dafür verantwortlich gemacht.

Doch haben zumindest drei große deutsche Zeitungen – Die Welt, die FAZ und das Massen-Boulevard-Blatt Bild – Berichte veröffentlicht, die das Massaker den anti-Regierungs-Rebellen-Gruppen zuschrieben und es als das wahrscheinlichste Szenario bezeichneten.
In der Bild klagt der langjährige deutsche Kriegskorrespondent Jürgen Todenhöfer die Rebellen an, „bewusst Zivilisten zu töten und diese dann als Opfer der Regierung auszugeben“. Er beschreibt diese „Massaker-Verkaufs-Strategie“ als „eine der abscheulichsten Dinge, die ich jemals in einem bewaffneten Konflikt erlebt habe“. Todenhöfer ist kürzlich in Damaskus gewesen, wo er Präsident Bashar al-Assad für Deutschlands öffentlichen Fernsehsender ARD interviewt hat.
Alfred Hackensberger schrieb in Die Welt, dass Taldo, ein Distrikt in Hula, wo das Massaker geschah, seit Dezember 2011 unter Kontrolle der Rebellen war und dass es in einer offenen Ebene liegt, was es unwahrscheinlich macht, dass „hunderte Soldaten und Assad Anhänger“ in die Stadt hätten kommen können, um ein Massaker zu begehen. (Eine gekürzte Fassung von Hackensbergers Bericht ist auch in Die Berliner Morgenpost erschienen.)
Er interviewte auch einen angeblichen Augenzeugen – einfach unter dem Pseudonym 'Jibril' identifiziert – im Sankt Johannes Kloster in Qara/Syrien. Im Gegensatz zu einem früheren Bericht in der FAZ, der behauptete, dass die Opfer hauptsächlich Shiiten und Alawiten gewesen seien, sagte Jibril zu Hackensberger, dass alle Opfer Sunniten gewesen seien „wie alle hier“. Nach seinem Bericht wurden sie getötet, weil sie sich weigerten, die Rebellion zu unterstützen. Jibril fügte hinzu, dass „eine Menge Leute in Hula wüssten, was wirklich geschehen ist“, aber würden es aus Angst um ihr Leben nicht sagen. „Wer immer etwas sagt“, erklärte er, „darf nur die Version der Rebellen wiederholen. Alles andere ist der sichere Tod.“
Auf seiner Reise durch die Homs-Region hörte Hackensberger ähnliche Geschichten über das Betragen der Rebellen. Ein – jetzt ehemaliger – Bewohner der Stadt Qusayr sagte ihm, dass nicht nur Christen wie er selbst aus der Stadt ausgewiesen wurden, sondern auch jeder, der sich weigerte, seine Kinder in die Freie Syrische Armee aufnehmen zu lassen, erschossen würde. Hackensbergers Quelle machte die ausländischen Islamisten für die Gräuel verantwortlich. „Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen“, sagte er. „Pakistaner, Libyer, Tunesier und auch Libanesen. Sie nennen Osama bin Laden ihren Scheich.“
Ein Sunni-Bewohner aus Homs sagte Hackensberger, dass er Zeuge gewesen sei, wie eine bewaffnete Gruppe einen Bus angehalten habe. „Die Passagiere wurden in zwei Gruppen eingeteilt: auf der einen Seite Sunnis, auf der anderen Alawiten.“ Laut Hackensberger Quelle machten sich dann die Aufständischen daran, die neun Alawiten zu enthaupten.
Dass die deutsche Regierung 'nationale Interessen' zitiert, um ihre Informationen über die Umstände des Hula-Massakers nicht zu veröffentlichen, ist besonders bemerkenswert im Licht von Deutschlands Unterstützung der Rebellion und ihres politischen Arms, des Syrischen Nationalrats (SNC).
Während Frankreich, England und die USA als die sichtbarsten westlichen Mächte bei der Unterstützung der Rebellion figurieren, hat Deutschland in aller Stille eine große Rolle hinter der Szene gespielt. Laut einem neuen Bericht in der FAZ arbeitet das deutsche Außenministerium mit Vertretern der syrischen Opposition, um „konkrete Pläne“ für einen „politischen Übergang“ in Syrien nach dem Fall von Assad auszuarbeiten.

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